Jedes geschichtliches Ereignis hat eine Vorgeschichte. So sind auch Planung und Bau einer Reichsautobahn, beginnend an einer Abzweigung der Strecke 68 Hof - Nürnberg und über Eger, Karlsbad und Reichenberg in Richtung Breslau führend, nicht ohne die Betrachtung wichtiger Ereignisse im zeitlichen Vorfeld möglich.

Es war das Bestreben des Deutschen Reiches unter der Führung Adolf Hitlers, die als Folge des Ersten Welkriegs und der Auflösung des Kaiserreichs Österreich-Ungarn entstandene Tschechoslowakei zu zerschlagen und sich vor allem wirtschaftlich leistungsfähige Landesteile mit ihren Ressourcen anzueignen. Die im September 1938 abgehaltene Münchener Konferenz, bei der Frankreich, Italien und Großbritannien ihre Zustimmung zu den deutschen Forderungen gaben, konfrontierte die Tschechoslowakei mit einem ohne möglichen Widerspruch zu erfüllendem Diktat.

Nunmehr galt es, die neu gewonnenen Gebiete verkehrsmäßig an das Deutsche Reich anzuschließen. Das vorhandene Netz mit den bis 1938 realisierten Nord-Süd-Verbindungen war durch den Bau weiterer Ost-West-Strecken zu verdichten. Für die Verbindung des bayerischen Raums mit der Industrieregion Schlesien waren Pläne auszuarbeiten und die Realisierung zu beginnen. Welche künftigen Strecken das Netz der Reichsautobahnen verdichten sollten, wird in dem dieser Webseite zugrundeliegenden Heft1 auf den Seiten 20 und 21 ausführlich beschrieben und mit Streckenskizzen illustriert.

Bild 1: Das Netz fertiger, im Bau befindlicher oder zum Bau freigegebener Reichsautobahnen. Stand etwa 1938.

Teil der neu zu bauenden Ost-West-Strecke ist die umgangssprachlich als "Sudetenautobahn" bezeichnete Strecke 135. Sie sollte bei Gefrees von der Strecke 68 Hof - Nürnberg abzweigen, dem Lauf der Eger folgend sich durch das Fichtelgebirge schlängeln und zwischen dem Südrand des Erzgebirges und nördlich der bömischen Mittelgebirge wie Kaiser Wald und Duppauer Gebirge gen Reichenberg streben. Bei der Planung waren die schwierigen geomorphologischen Bedingungen und die Standorte der an Bodenschätzen reichen Räume zu beachten.

Bild 2: Skizzierter Verlauf der Strecke 135 im Sudetengau.

Östlich (im Bild 3 links) der Bundesautobahn A9, auf der heute teils mit Photovoltaikelementen übersäten, teil noch landwirtschaftlich genutzten Fläche sollten die Bauwerke und Trassen des Abzweigs der Sudetenautobahn gebaut werden.

Bild 3: Ehemals Strecke 68, heute BAB A9.
Blick vom Bauwerk 281a nach Süden über die Flur für das damals vorgesehene Autobahndreieck.

1.  
2. DIE STRASSE 6 (1939), H. 10, S. 340
3. Foto: H. Schneider, Redaktion Naumburg (Saale), 8/2022

Schrifttum, verzeichnet in:
Hafen, Paul "Das Schrifttum über die deutschen Autobahnen", Ferdinand Dümmlers Verlag, 1956

Kap. 065 06, S. 66
Naumann, K. F.: Autobahnpläne im Raum der früheren Tschechoslowakei
Betonstraße 13 (1938) H. 12, S. 263-265 (3 S.) A4

Kap. 065 08, S. 66
Schönleben, Eduard: Reichsautobahnen im Sudetenland
Die Straße 5 (1938) H. 23, S. 743-746 (4 S., 5 Abb.)

Kap. 065 09, S. 66
* * *: Der erste Spatenstich an den Reichsautobahnen im Sudetengau
Die Reichsbahn 14 (1938) H. 50, S. 2018-2021 (3 S., 5 Abb.) A4

Kap. 065 16, S. 67
Naumann, K. F.: Autobahnen in Böhmen und Mähren
Asph. und Teer 39 (1939) H. 18, S. 272-274 (1½ S.)

Kap. 065 08, S. 67
Schönleben, Eduard: Reichsautobahnen im Sudetengau
Rdsch. Dtsch. Techn. 19 (1939) H. 21, S. 3-4 (1/2 S., 1 Abb.)

Kap. 065 23, S. 67
* * *: Die genaue Linienführung der Reichsautobahn im Sudetenlande festgelegt.
Verkehrstechn. Woche 33 (1939) H. 23, S. 272 (¼ S.)

Köhler, Uwe (Historisches Forum Gefrees)   Redaktionen Köln und Naumburg (Saale) des AfASG